Uraufführung von "Aragon" für Blasorchester am 23. November 2013
Alle möglichen Blicke auf den Orient wären unvollständig, wenn nicht auch der Orient selbst zu Wort käme. Die Rede ist von Betin Günes, einem Vollblutmusiker mit türkischen Wurzeln. Sein musikalischer Werdegang begann im Kindesalter und verläuft seitdem auf der Überholspur. Sechs Studienabschlüsse und ein bravouröser Abschluss der Meisterklasse von Dirigentenlegende Sergiu Celibidache sprechen für sich. Seine Schaffenskraft ist geradezu überschäumend, seine Energie scheint unerschöpflich - eben weil er mit seiner Musik unendlich viel zu erzählen hat.
Günes lebt seit 1980 in Köln, gründete und leitet dort das Kölner Sinfonieorchester und das Turkish Chamber Orchestra. Außerdem ist er ein weltweit gefragter Gastdirigent und Komponist. Musik ist für ihn Weltsprache und Integrationsplattform zugleich. Er befruchtet Deutschland und die Türkei gleichermaßen - ja mehr noch: er befruchtet Orient und Okzident. Dabei weckt er gegenseitiges Interesse und Verständnis und ist ein bedingungsloser Förderer junger Musiker. Er komponiert nicht nur für seine hochklassigen Ensembles, sondern auch für weltberühmte Orchester, wie das London Symphonie Orchestra, die Berliner Philharmoniker, das WDR-Sinfonieorchester, für zahlreiche andere Profi-Orchester - und jetzt: für das Blasorchester Neuhonrath.
Das Werk heißt "Aragon" und ist immer im Fluß: so wie Wasser mal zielgerichtet fließt und mal chaotisch durcheinanderwirbelt - mal sanft dahinplätschernd und mal mit vernichtender Gewalt - so variantenreich und überraschend ist die Musik. Mehrere kleine Leitmotive - unterlegt mit energiegeladenem Rhythmus, geradezu plastischer Dynamik und ungewohnten Harmonien - bilden den roten Faden, an dem sich die Einzelteile wie bei einem Puzzle zu einem stimmigen und faszinierenden Ganzen zusammen fügen. Der Komponist schöpft dabei aus hunderten orientalischer Tonarten und Taktvariationen. Was für ein facettenreicher, schier unerschöpflicher Baukasten im Vergleich zu den bei uns gebräuchlichen Mitteln.
Aragon ist keine Musik zum Zurücklehnen. Sie enthält keinerlei Assoziationen an Bauchtanz oder Schlangenbeschwörer sondern ist modern - und das im besten Sinne. Sie ist alles andere als fremdländisch, aber dennoch gespickt mit orientalischen Stilelementen, die Betin Günes zu einem zeitgemäßen Gesamtwerk zusammengefügt hat.
Blasorchester Neuhonrath e.V. - Herbstkonzert 23. November 2013
Kommentar schreiben